WiYou.de – Ausgabe 03/2022

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3 2022 Illustration: Monkey Business stock.adobe.com, Foto: privat Wie bist du zur Leichtathletik gekommen? Meine Eltern sind beide Trainer. Somit bin ich direkt in den Sport reingeboren worden. Seitdem ich krabbeln konnte, war ich mit in der Halle. Dann war ich in der Kinderleichtathletik, wo das alles ein bisschen lockerer gestaltet wurde. Daneben war ich aber schon immer mit in den normalen Disziplinen aktiv. Betrachtest du die Leichtathletik als dein Hobby oder steckt mehr Ernsthaftigkeit dahinter? Natürlich ist jetzt mehr Ernsthaftigkeit dabei. Aber vor allen Dingen betrachte ich es immer noch als Hobby, das mir auch wirklich Spaß macht. Denn sobald man zu ernst an die Sache herangeht, kommt der Gedanke auf: Ich muss das jetzt machen. Was reizt dich am Hochsprung? Beim Sprung und insbesondere beim Hochsprung ist im Gegensatz zum Laufen nicht jeder Wettkampf gleich. Du hast ja nur drei Versuche pro Höhe. Außerdem ist Hochsprung recht risikobehaftet und es kann sein, dass wenn du einen schlechten Tag hast, du gar nicht erst in die Höhen kommst, in denen die Medaillen ausgespielt werden. So ist das immer unterschiedlich. Beim Sprint läufst du immer geradeaus. Beim Hochsprung hast du mal Rechtsspringer, mal Linksspringer, mal kurzen und mal langen Anlauf, mal Schere, Flop, mal Wälzer. Auch beim Training ist Sprung sehr vielseitig. Was macht dir dabei am meisten Spaß? Natürlich macht mir ammeisten Spaß, wenn ich springe. Ich bin eher ein Wettkampf Typ. Bei mir kann es am Donnerstag beim Training katastrophal laufen und Freitag beimWettkampf springe ich trotzdem Bestleistungen. Ich bin jemand, der sich auf jeden Wettkampf freut und deswegen springe ich dann meist noch ein Ticken höher. Wie läuft dein Alltag zwischen Schule und Sport ab? Das ist immer unterschiedlich. Montags habe ich zum Beispiel einen ganz normalen Schultag bis ca. 14 Uhr und danach gehe ich zum Training. Dienstags und donnerstags sind die dritte und vierte Stunde für Spezialsport reserviert – also für unser Training. Übrigens haben wir trotzdem noch normalen Schul ­ sport. Wir haben auch eine Schuljahresstreckung. Das heißt, das Pensum, was andere in zwei Jahren haben, haben wir in drei Jahren. Dadurch haben wir relativ früh Unterrichtsschluss, um danach unser Training anzuhängen. Wie motivierst du dich, zum Training zu gehen? Das kommt ganz viel durch die Trainingsgruppe. Wenn man allein ist, hat man bei schlechtem Wetter vielleicht nicht so die Lust und geht dann nicht. Wenn man aber in einer festen Gruppe und zu festen Zeiten trainiert und weiß, dass alle anderen da sind, dann geht man da einfach hin und sagt nicht ab. Auch die Vielseitigkeit innerhalb der Trainingsgruppe macht sehr viel aus. Wir sind ja nicht nur Springer, sondern haben auch Sprinter, Hürdenläufer und so weiter dabei. Herr May, mein Trainer, ist der Landestrainer Sprung und Bundes ­ trainer Nachwuchs Kurzhürde männlich, deswegen sind wir alle zusammen. Bei uns ist es so, dass wir uns alle gegenseitig motivieren. Wenn die Läufer ihren Ausdauerlauf machen, stehen wir anderen dabei und feuern sie mit an. Was sind deine Ziele in deiner Sportkarriere? Olympia wäre natürlich für jeden immer sehr cool, wenn man das schaffen würde. Allerdings bin ich der Meinung, man sollte die Ziele nicht zu hoch stecken. Denn man weiß genau, so schnell wird das nichts, und dann gibt man vielleicht auf, bevor man in der Lage ist, das zu erreichen. Mein Ziel derzeit ist, einmal für das Deutsche Trikot starten zu können. Das wird dieses Jahr noch nichts. Aber als Sprungbrett, um das zu schaffen, würde ich gerne dieses Jahr in den Bundeskader für nächstes Jahr kommen. Wenn das nicht klappt, dann ist das so. Ich lass mich dadurch nicht zurückschlagen. Denn ich habe ja den Spaß, der bei mir im Vordergrund steht. Was ist dein persönlicher Rekord? Mein Rekord liegt bei 2,00 Metern. Wie schafft man es, höher zu springen, als man groß ist? Ich bin 1,82 Meter groß. Wenn ich also neben der Latte stehe, dann wäre sie bei ca. 1,70 Metern auf Augenhöhe. Ich habe von anderen, die das nicht so intensiv machen, gehört, dass sie Probleme haben, höher als ihre Kopfhöhe zuspringen. Ich glaube, man muss Respekt vor der Latte haben. Man darf das nicht unterschätzen. Aber dadurch, dass man sich mit den Bestleistungen immer weiter hochkämpft, weiß man, dass man das hinkriegt. Ich sag mir dann: ‚Du kriegst das hin. Du hast die Kraft, du hast die Technik, um da wirklich drüber zu kommen. Mach das einfach wie immer.‘ Es ist viel Kopfsache. Das ist der Vorteil bei großen Events, wenn die Stimmung hochkommt, dann hat man gar keine Zeit genauer darüber nachzudenken, wie hoch das ist und was passiert, wenn man es nicht schafft. Oftmals ist es auch so, dass das Publikum einen mit über die Latte hebt. Das macht dann richtig Spaß und gibt einen Adrenalinschub für die nächsten Höhen. (sa) Höher, schneller, weiter: Wie oft wächst du über dich hinaus? Was das für dich bedeutet, ist ganz individuell. Denn: Was als Erfolg gilt, bestimmst du. So wie Finn. Der 18 Jährige ist Leichtathlet beim WSSV Suhl 1990 und geht seit der elften Klasse auf das Sportgymnasium in Jena. Er hat sich auf den Hochsprung spezialisiert und springt dort regelmäßig über seine eigene Körpergröße hinaus. Spring, so hoch du kannst

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